roro hat geschrieben:Ob zuerst die Belehrung und dann die Taufe ist eher schwer zu sagen.
Die Kindertaufe kam erst einige Zeit nach dem Tod der Apostel auf. Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts schrieb der Kirchenschriftsteller Tertullian: "Sie [die Kinder] mögen Christen werden, sobald sie imstande sind, Christum zu kennen."
Kinder zu taufen wurde erst vom fünften Jahrhundert an die Regel. Zu jener Zeit war ein hitziger Streit im Gange, der nachhaltige Auswirkungen auf die Christenheit haben sollte.
Es begann damit, dass Pelagius, ein Mönch aus Britannien, eine Reise nach Rom unternahm. Entsetzt über die Verdorbenheit, die er dort unter den angeblichen Christen sah, nahm er sich vor, die Menschen zu "größeren moralischen Anstrengungen" anzuspornen. Der Mensch könne für seine Schwächen nicht die "Erbsünde" verantwortlich machen, sagte Pelagius. "Alles Gute und alles Schlechte ... wird von uns getan, es ist uns nicht angeboren." Die pelagianische Lehre wurde das Gesprächsthema der Christenheit.
Aber sie blieb es nicht lange. Für die Kirchenführer war diese Wegwendung von der "Erbsünde" Ketzerei. Und Pelagius arbeitete ihnen unabsichtlich in die Hände, da er sich für einen damals populären Brauch einsetzte - die Kindertaufe. Augustinus, ein Bischof, sah darin eine offenkundige Inkonsequenz. Wenn Kinder getauft werden müssen, so argumentierte er, wie steht es dann mit denen, die nicht getauft sind? Gemäß seiner scheinbar logischen Schlussfolgerung müssten sie - weil sie die Taufe nicht empfangen hatten - im Höllenfeuer leiden. Nachdem Augustinus diese Vorstellung untermauert hatte, holte er zum vernichtenden Schlag gegen Pelagius aus: Wenn aber ungetaufte Kinder wirklich der Verdammnis anheimfallen, was könnte dann anderes dafür verantwortlich sein als die "Erbsünde"?
Der Pelagianismus wurde daher verworfen. Auf einem Konzil in Karthago erklärte man die Lehren des Pelagius für ketzerisch. Die "Erbsünde" wurde ebenso zu einem Bestandteil des Katholizismus wie der Beichtstuhl. Und die Kirche begann in der Folge - oftmals erzwungene - Massenbekehrungen zu unterstützen, damit die Menschen vor dem "Höllenfeuer" bewahrt würden. Aus der Kindertaufe als einem populären Brauch wurde ein offizielles Instrument der Rettung - etwas, was der Protestantismus später erben sollte.
Und heute ist die Kindstaufe für die Eltern ein schöner Brauch und für die Kirche eine willkommene Gelegenheit neue Mitglieder zu erhalten (die später brav Kirchenbeiträge bezahlen dürfen).
Jedenfalls wird die Bedeutung der Taufe mit der Taufe von Unmündigen völlig ad absurdum geführt! Doch das ist wieder ein eigenes Thema...