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Unmut bei Kunden von European Telecom
Nach Übernahme durch eTel ab sofort 3GB-Limit | Keine Änderungen bei entbündelten Anschlüssen | Telefontarife werden "harmonisiert" | CEO spricht von "Sanierungsfall"
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Unter den Kunden der ehemaligen Telefonica-Data-Tochter European Telecom [ETI] regt sich Unmut. Nach der Übernahme durch eTel Anfang Juli gibt es nun einschneidende Änderungen bei den ADSL-Nutzungsbedingungen.
European Telecom, die inzwischen in eTel Network Services AG umbenannt wurde, hatte bis kurz nach der Übernahme ADSL-Produkte mit unlimitiertem Downloadvolumen beworben. Bei einem Vertragsabschluss für zwölf Monate sollte eine Monatsgebühr erlassen werden.
Beide Versprechen werden jetzt nicht in der von vielen Usern erwarteten Form eingehalten. Die futureZone hat recherchiert und auch mit dem CEO von eTel Austria, Christian Rosner, gesprochen.
Die Ãœbernahme
Der irische Telekom-Anbieter eTel übernahm den alternativen Telefonanbieter European Telecom International [ETI] von der spanischen Telefonica Data.
ETel kauft European Telecom
Drei GB statt No Limit
Gerade der dezidierte Hinweis auf das Nicht-Bestehen eines Downloadlimits war für viele User ausschlaggebend, ETI-Kunden zu werden. Kritiker hatten bereits vor Monaten gemutmaßt, European Telecom wolle sich durch eine möglichst schnelle Erhöhung der Kundenzahl für eine Übernahme attraktiver machen.
Diese Woche haben alle Kunden, die ein mit "unlimited use" beworbenes ADSL-Produkt von ETI über Leitungen der Telekom Austria nutzen, einen Brief erhalten. Darin wird ihnen neben einer Kündigung zum 30. September die Möglichkeit geboten, binnen 14 Tagen einen neuen Vertrag mit eTel abzuschließen, wobei ein "fair use"-Limit von drei GB monatlich festgelegt wird.
Dies liegt aber deutlich unter der bisher üblichen Definition von "fair use". Bei Chello beispielsweise gelten, wie kürzlich berichtet, zehn GB monatlich als Grenze.
ADSL-Kunden, die bisher mehr als drei GB gesaugt haben [angeblich rund 100 User], erhalten ein Kündigungsschreiben mit teureren Angeboten. Außerdem wird ihnen die sofortige Sperre des Anschlusses für den Fall angekündigt, dass sie ihre Nutzung nicht sofort einschränken.
Die AGB-Klauseln
In einem der futureZone vorliegenden Schreiben der Anwältin der eTel Network Services AG, Dr. Karin Wessely, an die Regulierungsbehörde wird der Schritt so gerechtfertigt: "Grundlage dafür ist Pkt. 9.6 der AGB meiner Mandantin, abrufbar unter http://www.etel.at/eti, der eine Sperrmöglichkeit vorsieht, wenn ein überproportionaler Datentransfer erfolgt." Bedenkt man jedoch die erfolgte Werbung, könnte es sich bei diesem Punkt in den AGB um eine "überraschende Bestimmung" handeln, die gegenüber den Konsumenten unwirksam wäre.
Die [noch gültigen] AGB vom November 2000
Zwei-Wochen-Frist für neuen Vertrag
Wird in der gesetzten Frist kein neuer Vertrag abgeschlossen, wird der jeweilige Zugang Ende September abgedreht.
CEO Rosner sagte dazu im Gespräch mit der futureZone: "Man muss sich im Klaren darüber sein, dass wir hier an einer Sanierung arbeiten. Wir können Produkte, die brutal negative Ergebnisse bringen, so nicht weiter fahren."
Und weiter: "Teilweise wurden die Anschlüsse auch misused. Es gibt Kunden, die 70 GB im Monat saugen. Das hat mit 'fair use' nichts mehr zu tun."
Wie die futureZone aus Userberichten weiß, war für viele gerade das Nicht-Bestehen eines "fair use"-Limits ausschlaggebend für den Vertragsabschluss.
Der verflixte zwölfte Monat
Aus dem Schreiben der Anwältin im Wortlaut: "Richtig ist, dass zu Ostern 2002 meine Mandantin [die European-Telecom-Rechtsnachfolgerin eTel Network Services AG, Anm.] im Zuge einer Sonderaktion jenen Kunden, die ihren Vertrag über zumindest zwölf Monate hinweg aufrechtbestehen lassen, zugesagt hat, diesfalls das zwölfte Monat nicht zu verrechnen. Dies bedeutet jedoch selbstverständlich keinen Kündigungsverzicht meiner Mandantin, sondern einen Anreiz für die betreffenden Kunden, ihrerseits das Vertragsverhältnis mit meiner Mandantin nicht aufzukündigen. [...] Meine Mandantin wird selbstverständlich [...] eine Grundgebühr im März bzw. April 2003 [also im zwölften Monat] gutschreiben, wenn der betreffende Kunde das neue Umstiegsangebot [...] annimmt und zum relevanten Zeitpunkt noch Kunde [...] ist."
Die Presseinfo zum Osteroffert
Die Telefontarife
Auf geplante Änderungen bei den Telefontarifen im Call-by-Call- und Preselection-Bereich angesprochen, versuchte eTel-Manager Rosner zu beruhigen. Hier werde es "maximal Harmonisierungsarbeit" geben, da es sowieso "keine großartigen Differenzen" gebe.
Allerdings hatte es bereits im Vorfeld einige Tarifanhebungen bei ETI zum 1. Juli gegeben, was insbesondere Verbindungen zu Mobiltelefonen im Ausland verteuert hat.
Nummer drei
Durch die Übernahme der European Telecom ist eTel auch zum maßgeblichen Player unter den alternativen ADSL-Providern in Österreich aufgestiegen. Mit etwa 3.500 Kunden rangiert man hinter Inode [etwa 5000] und UTA [9000] auf Rang drei.
Das Potenzial von eTel
Direct-Access-Produkte nicht betroffen
Von den Änderungen seien entbündelte Anschlüsse ["Direct Access"] nicht betroffen, versicherte CEO Rosner. Gerade dieses Marktsegment sei eines der kaufentscheidenden Assets von ETI gewesen.
Neben dem Metropolitan Area Network in Wien [welches auch einige Wählämter erschließt und dadurch die Entbündelungen erst ermöglicht], an dem manche Businesskunden auch direkt angeschlossen sind, sei auch der österreichische ETI-Backbone attraktiv gewesen.
Eigene Hotline für Infos über Änderungen
Donnerstagabend war die Hotline 0800-010114, die speziell die zum Umstieg gezwungenen Kunden betreuen soll, nicht erreichbar. Aus Userberichten geht hervor, dass diese Anlaufstelle zu ihren Öffnungszeiten [zu Bürozeiten] überlastet ist. Sowohl die European-Telecom- als auch die normale eTel-Hotline verweisen bei entsprechenden Anfragen nur auf die spezielle Rufnummer.
50 Jobs weniger
In anderen Bereichen wie etwa bei Switches oder Verträgen zur Nutzung internationaler Datenleitungen gebe es Redundanzen, die man nun abbaue. Auch werde man "signifikant Mitarbeiter abbauen", so der Manager im Gespräch mit der fuZo.
Dies bedeutet, dass auch unter den bislang 130 ETI-Mitarbeitern die Einsparung von "Doppelgleisigkeiten" viele treffen wird. Laut Rosner ergäben Kündigungen und Selbstkündigungen eine Reduktion um 50 Mitarbeiter. Über die Auswirkungen auf Arbeitsplätze bei Subunternehmen konnte er keine Angaben machen.
ETel-CEO Christian Rosner, der bereits Vorstand der letztes Jahr von eTel übernommenen RSL COM Austria war, zeigte sich im fuZo-Interview mit dem bislang Erreichten sehr zufrieden: "Der 'Change of Control' war erst vor fünf Wochen. Seither sind wir schon sehr weit gekommen."
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